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Biographie

Geb. 1992 in Offenbach a.M., Deutschland

lebt & arbeitet in Offenbach und Karlsruhe

 

Nach dem Abitur mehrmonatiger Auslandsaufenthalt in China und Malaysia, anschließend Studium der Sinologie und Südostasienwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

2014 Wechsel an die HfG Offenbach, Schwerpunkte Keramik, Druckgrafik, Malerei bei Prof. Klaus Hesse, Merja Herzog-Hellstén, Volker Steinbacher.

2017 nahm sie an einer Exkursion und Ausstellung mit Prof. Klaus Hesse in der Porzellanhauptstadt Jingdezhen/China teil, wo sie erstmals mit Porzellan zu arbeiten begann.

Als Stipendiatin studierte sie die naturbezogene Bildsprache der traditionellen chinesischen Malerei am renommierten Sichuan Fine Arts Institute in Chongqing/China.

Seit 2021 arbeitet sie als freiberufliche Künstlerin und war unter anderem für die namhafte Höchster Porzellan-Manufaktur, Frankfurt und die Majolika Manufaktur Karlsruhe tätig. 2023 wurde sie mit Ihrer Arbeit "Madrepora" Finalistin beim renommierten Internationalen Faenza Preis für zeitgenössische Kunstkeramik, Italien.

Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit steht die Konfrontation von Natur und künstlerischer Natur, organisch anmutende Zeichnungen und Keramiken, Versuche der Auflösung des Anthropozäns.

Foto_Madrepora_Felicithas_Arndt_Ceramic.jpg

VITA

Ausbildung

Seit 2014 HfG Offenbach Studium Freie Kunst

2012-2013 Studium Sinologie und Südostasienwissenschaften

 

Preise & Auszeichnungen

 

2023 Finalistin des renommierten internationalen Kunstkeramik Wettbewerbs “Faenza Prize", Italien

2023 Finalistin beim "UNICUM"-Wettbewerb, internationales Keramiktriennale, Slowenien

2023 Ausgewählt für Ambiente Talents und Ambiente Trends 23+

2022 Ausgewählt für Ambiente Talents und Ambiente Trends 22+

2022 Gewann bei X-Keramika Wettbewerb, Künstlerresidenz, Ausstellung Galerie Majolika und Stipendium des Landes Baden-Württemberg

 

2022 Werkreihe „Sediment“ und „Fluktuation“ ausgewählt für Handwerksform Hannover „Young Professionals“

 

2021 Rundgang Hochschule für Gestaltung Offenbach, Nominierung für den Rundgangpreis mit Werkgruppe „Sedimente“

 

2019 Senckenberg Gestaltungswettbewerb der Senckenbergpreisskulptur, ausgelobt von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Förderverein Senckenberg, 3. Platz

 

2019 Rundgang Hochschule für Gestaltung Offenbach, Nominierung für den Rundgangpreis

 

Ausstellungen

2023 Sonderschau Keramik, Discovery Art Fair, Frankfurt

 

2023 Kunstverein Bruchsal, Einzelausstellung "Keramik und Zeichnung"

2023 Ambiente Messe Frankfurt, Talents

2022 Majolika Karlsruhe, Künstlerresidenz Stipendium vom Land Baden-Württemberg, Projekt "X-Keramika"

 

2021 Villa Metzler M21 Gruppenausstellung, Kunstgewerbeverein e.V. Frankfurt

2021 Jubiläumsausstellung 250 Jahre Höchster Porzellan Manufaktur Frankfurt

 

2021 Kollektiv Magma Maria, Verkaufsausstellung Frankfurter Kunst Vertrieb, Frankfurter Kunstverein

 

2021 „Rundgang“ Jahresausstellung Hochschule für Gestaltung Offenbach, Nominierung für den Rundgangpreis für die Werkgruppe „Sedimente“

 

2021 „HeimSpiel“, Gruppenausstellung, Haus der Stadtgeschichte Offenbach

 

2020 Gruppenausstellung & Gestaltung des Imagefensters und der Porzellan-Kollektion in Höchster Porzellan Manufaktur, Kooperation zwischen Labor Kunst HfG und Höchster Porzellan Manufaktur Frankfurt

 

2019 Villa Metzler M19 Gruppenausstellung, Keramik und Glas

2019 »What’s behind the wall« Gruppenausstellung bei der »International Paper Art Biennale Shanghai 2019«, Fengxian Museum, Shanghai, China

2019 Schloß Fasanerie Fulda Feinmarkt Gruppenausstellung „Entremets“

 

2019 Gruppenausstellung Skulpturenwettbewerb Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf

2019 Rundgang Hochschule für Gestaltung Offenbach, Nominierung für den Rundgangpreis

2019 „No STRG Z“ Gruppenausstellung Verein für Original-Radierung München e.V.

2019 Senckenbergpreis 3. Platz Skulpturenwettbewerb der Senckenberggesellschaft für Naturforschung, Ausstellung Senckenberg Museum Frankfurt

2017 Schloss Fasanerie Gruppenausstellung „The New Blue“

2017 Rundgang Hochschule für Gestaltung Offenbach

2017 Studienreise und Gruppenausstellung „The New Blue – Porcelain instead of Paper“ bei Prof Klaus Hesse, Jingdezhen Ceramic Institute, Jingdezhen, China

Felicithas Arndt: Dialog zwischen Kunstobjekt und Natur.
Ausstellung im
Kunstverein Bruchsal
Das Damianstor,
05.03. –
02.04.2023.

 

Rede anlässlich der Vernissage am 05.03.2023 von Dr. Martina Wehlte

"Felicithas Arndt ist eine Künstlerin, deren Arbeitsschwerpunkt auf der Keramik liegt. Nach einem Studium der Südostasienwissenschaften und Sinologie in Frankfurt tat sie 2014 den entscheidenden Schritt in die Kunst und schrieb sich an der Hochschule für Gestaltung in ihrer Heimatstadt Offenbach ein. Mit einem DAAD-Stipendium verbrachte sie 2018 ein Auslandssemester in China am Sichuan Fine Arts Institute und ein wenig scheinen ihre zarten Zeichnungen von den Eindrücken aus Asien inspiriert zu sein.

 

2021 folgte ein Praktikum in Porzellangestaltung an der Höchster Porzellan Manufaktur Frankfurt, wo sie seither als freie Künstlerin tätig ist. 2022 gewann sie bei dem Projekt X Keramika der Majolika Manufaktur Karlsruhe einen von zehn Wettbewerbsplätzen, der neben einer vierteljährigen Künstlerresidenz, auch eine Ausstellung und ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg, der Majolika Karlsruhe und der Egerland Stiftung beinhaltet.
Es ist im Hinblick auf Felicithas Arndts Schaffen interessant, wie die Majolika Manufaktur das im Mai 2022 gestartete Projekt X Keramika definiert als „ein experimentelles, kollaboratives Labor, positioniert zwischen dem Materiellen und Immateriellen der Medienkunst und der Keramikkunst“.

Als Plattform der so beschriebenen Interaktion sucht sich die altehrwürdige, lange Zeit ums Überleben kämpfende Einrichtung das Profil einer innovativen Kunstinstitution zu geben. Das X steht für die Querverbindung zwischen Tradition und Innovation, die sich in der Wechselwirkung von keramischem Material und Medientechnik konkretisiert. Wie hat man sich diese Allianz vorzustellen?
Nun, beispielsweise als Kombination unterschiedlicher Herstellungsmethoden, nämlich eines handwerklichen Arbeitens in Ton und eines Keramikdrucks aus dem Majolika 3D Lab. Die im Erdgeschoss aufgestellte Großplastik aus der Werkreihe Madrepora, ist im vergangenen Jahr auf diese Weise entstanden, als Kombination aus handmodelliertem Hohlkörper und aufgesetzten Kugeln aus dem 3D-Drucker. Man assoziiert mit dieser wie auch mit den meisten anderen Werken Felicithas Arndts eine Welt an der Schnittstelle von Tier- und Pflanzenreich, eine Welt von leisem Wachstum und sanfter Bewegtheit. Fragil wirkt die stegartig aufgebaute Außenhaut, die ein röhrenförmiges, am Boden festsitzendes Unterwassertier sein könnte, das sich von den durchströmenden Partikeln seines Lebensraumes ernährt.
Der Name Madrepora für die 2022 geschaffene Werkserie ist derjenige einer Tiefsee-Steinkoralle, die erst durch kabelgeführte Unterwasserfahrzeuge bekannt wurde. Die Tiefseetiere existierten nachweislich schon vor 30 Millionen Jahren und ihre heutigen Kaltwasserriffe können sich vor bis zu 200.000 Jahren gebildet haben. Ihr für Korallen typisches Kalkskelett verästelt sich farnartig oder bildet ringartige wie auch röhrenartige Formen. Oft sind sie weiß oder grau, aber auch zartfarben lachsrot oder grünlich. Ihre Erscheinungen greift die Künstlerin in Objekten auf, die silbrig grau glasiert und gelegentlich von Rot durchsetzt sind.

Fluktuation ist der Titel einer im Winter 2022 begonnenen Serie in Steinzeug, dem – im Unterschied zu Steingut – witterungsbeständigen Material, das also auch für den Außenbereich geeignet ist. Die wabenartigen Segmente bieten dann Insekten, Würmern und anderen Lebewesen eine Heimstatt und folgerichtig ist an einem Baum vor dem Damianstor ein solches Relief als Wohnangebot befestigt. Damit entwickelt Felicithas Arndt den Gedanken der Majolika für ihr Projekt X Keramika weiter. Heißt es dort zur Intention: „Die Werkzeuge und Materialien des Labs sind Teil eines sich dynamisch entwickelnden Ökosystems, das (erg.: es ermöglicht) im Raum neue Verbindungen zwischen Technologien und Materialien zu finden, die in einem anderen Kontext nicht möglich gewesen wären“, so ist der Begriff ‚Ökosystem‘ ein Stichwort zur Beschreibung von Felicithas Arndts Gestaltungsprinzipien und ihrem Ansatz, Kunst und Natur in unmittelbare Wechselwirkung zu bringen.

Kehren wir zur Werkbetrachtung zurück und suchen eine Analogie zu dem soeben zitierten Konzept in Karlsruhe: Wer fühlte sich beim Betrachten der ausgestellten Arbeiten nicht an Korallen und Unterwasser-Schwämme erinnert? Diese sessil lebenden Tiere nehmen durch kleine Poren das Wasser auf, von dessen Partikeln sie sich durch Filtration ernähren und das sie ins Innere ihres Gastralraums strudeln. Sie bilden keine Organe aus, haben keine Muskelzellen, keine Sinneszellen und keine Neuronen, können aber viele Funktionen dieser Zelltypen ausführen. Ist die Einförmigkeit ihres Baus und die Komplexität ihres geheimnisvollen Wirkzusammenhangs nicht den digitalen Medien vergleichbar? Sind die Baupläne der digitalen Welt, ihre Strukturen und Systeme, die aus Kombinationen einer überschaubaren Zahl von Elementen staunenswerte Funktionen schaffen, der Wirkmacht der genannten Zelltypen nicht ähnlich?
Die ästhetischen Objekte und Reliefs Felicithas Arndts sind künstlerische Schöpfungen analog zur Natur, ohne sie zu imitieren. Ihre rhythmisch fließenden Formen sind sorgfältig ausgearbeitet, die immanente Bewegung, die Oberflächenreliefs aus Kapillaren und schmalen Stegen ergeben sich im Laufe des Werkprozesses ohne vorangehenden Entwurf. Das ganze Erscheinungsbild wechselt zwischen kompakt und durchlässig, ist vom Wechselspiel des Innen und Außen getragen. Fluktuation und Pieces of Nature sind sprechende Titel für diese Werke unterschiedlicher Größe, die meist zweimal gebrannt werden und entweder naturbelassen bleiben oder glasiert werden und so eine nuancierte Farbigkeit erhalten. Wie bei den Schwammtieren ist die Zartheit der Wände, ihre gleichzeitige Stabilität und die  Aufnahmefähigkeit des gesamten Gehäuses ein labyrinthisches Wunderwerk, das unseren Blick ins unergründliche Innere zieht, in ein verborgenes Zentrum. Auch die hornigen Eikapseln des Katzenhais waren für einige Objekte Ideengeber. Die Kapseln sind etwa 6 cm lang, hellbraun durchscheinend und haben gekräuselte Fäden an den Ecken. Es sind Fruchtkapseln werdenden Lebens und von Leben scheinen auch die sich kelchartig öffnenden Standobjekte oder die flachen, über die Wand sich ausbreitenden Reliefs erfüllt.


Felicithas Arndt interessiert sich für urtümliche Natursysteme, mäandernde Erscheinungsformen, symbiotische Lebensgemeinschaften. Pilze mit ihren weit verzweigten Mycelen, Algen, Flechten oder eben Schwämme sind robuste Überlebenskünstler, deren Prinzipien der Mensch übernehmen könnte, wie er ja für technische Entwicklungen schon vielfach die Natur zum Vorbild genommen hat. So bietet die Keramikerin in ihrer Arbeit auch einen konstruktiven Ansatz im Zeitalter des Anthropozäns, bei dem doch meist der besitzergreifende, destruktive Charakter der Spezies Mensch in den Blick gerät. Ihre Steinzeugarbeiten sind durch den doppelten Brand stark gehärtet, nehmen also kaum noch Wasser auf und sind deshalb auch für den Außenbereich geeignet.
Die tönernen Kapillaren bieten im Garten eine Behausung für Regenwürmer oder Käfer, werden bemoost und geben so der Natur etwas zurück, was ihr als Ton zuvor entnommen wurde, so dass die Natur letztlich wieder die Oberhand gewinnt. Diese Form der Kooperation kommt übrigens als eine Art Renaturierung auch im großen Stil zum Tragen, wenn 3D-Korallenriffe im Meer installiert werden, damit sich dort wieder natürliche Korallen ansiedeln.
Felicithas Arndt weiß das und ihr künstlerischer Ansatz ist im Kontext eines ganzheitlichen Denkens zu sehen, der die gegenseitigen Abhängigkeiten in der Natur, die vorteilhaften Kooperationen, die Langlebigkeit durch Ressourcenschonung erkennt und anerkennt.
Harmonisch fügen sich die großen Tuschezeichnungen auf Seidenpapier in diesen Kosmos. Der blau-grüne Fisch, ein drachenähnliches Phantasiewesen, der geheimnisvolle schwarze Vogel, dessen Körper in abstrakte Auflösung mündet, lassen Einflüsse der asiatischen Motivik und Zeichenkunst erkennen.
Zerbrechlich wirkende Porzellanarbeiten in leuchtendem Weiß und
Collagraphien ergänzen das Spektrum dieser Ausstellung. Die Collagraphie ist ein Druck von Material – hier Ton – auf Papier, Pappe oder einen anderen festen Untergrund. Bei den ausgestellten Blättern ist ein optische Effekt erzielt, der an das Fallen und Ausbreiten eines leicht farbigen Wassertropfens auf einer ruhigen Wasserfläche erinnert. Ungewöhnlich sind auch die hinter Glas präsentierten Sedimente, Kompositionen aus hauchdünnen, papieren wirkenden Porzellanplatten, weiß und blau eingefärbt. Sie werden auf über 1200 Grad gebrannt und dann ein bis zwei Wochen getrocknet. Felicithas Arndts bisheriges Oeuvre zeichnet sich durch Experimentierfreude, Ideenreichtum, schöpferische Kraft und solides handwerkliches Können aus. Sie geht neue Wege und man darf vermuten, dass es dabei schon einiger Geduld bedurft hat.

 

Alle Mühe lohnt sich jedenfalls, denn die junge Künstlerin zeigt ästhetisch und handwerklich beeindruckende Werke und hat sicher eine vielversprechende Entwicklung vor sich. In ihrer noch kurzen Laufbahn hat sie an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen hat nun in Bruchsal ihre erste Einzelausstellung und wird ab 15. Mai auf der Internationalen Keramik-Triennale in Slowenien vertreten sein sowie ab 01. Juli im italienischen Faenza, wo sie für den Großen Internationalen Keramikpreis nominiert ist. Allein das ist schon bemerkenswert und wir wünschen ihr viel Erfolg auf beiden Foren."


Dr. Martina Wehlte

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